Dr. med. Günther Bittel . Olaf Klug . Dr. med. Willi Mast . Günter Wagner
c/o Dr. med. Günther Bittel . Siegfriedstrasse 9 . 47226 Duisburg
An das Paul-Ehrlich-Institut
Paul-Ehrlich-Straße 51-59
63225 Langen
An das Robert Koch-Institut
Nordufer
20
13353 Berlin
Duisburg/Gelsenkirchen den 10.3.2021
Betr.: Einrichtung eines erweiterten Covid-19-Impfregisters
Sehr geehrter Herr Professor Cichutek, sehr geehrter Herr Professor Wieler, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Wir bedanken uns für Ihre prompte Antwort auf den Offenen Brief unserer Mediziner-Plattform vom 16. Oktober 2020. Heute wenden wir uns erneut an Sie und an die Öffentlichkeit mit einem dringenden Anliegen.
Vieles spricht dafür, dass wir aktuell aus einem Wellental nach der zweiten Welle auf viel zu hohem Niveau in die dritte Pandemie-Welle übergehen. Beim gegenwärtigen Impftempo und dem de-facto-Ausschluss vieler ärmerer Länder von einer weltweiten raschen Impfung wächst die Gefahr resistenter Mutationen, die infektiöser und aggressiver sind und die Wirkung bisheriger Impfungen unterlaufen. Hinzu kommen Zweifel an der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit, die von Corona-Skeptikern und Impfgegnern geschürt werden.
Es ist unbestreitbar: Wir brauchen eine rasche weltweite Impfung. Wir brauchen aber dringend auch
* eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung der Wirkung und Wirkungsdauer des Impfstoffs, auch gegenüber den neuen Mutationen
* eine systematische und unabhängige Erfassung aller Nachwirkungen und potentiellen Risken der Impfstoffe, einschließlich des ADE (antibody-dependent-enhancement), an dem frühere Corona-Impfstoffe gescheitert sind
* Aussagen zur Sicherheit und Effektivität von sequenziellen Kombinationen verschiedener Impfstoffe und zu den optimalen Impfabständen.
Wir begrüßen es, dass Massenimpfungen auch in der Bundesrepublik endlich in greifbare Nähe rücken und wir begrüßen auch die Einrichtung des Impfregisters. Die notwendige allseitige wissenschaftliche Erfassung ist allerdings mit dem vorliegenden Melderegister des Paul-Ehrlich-Instituts und mit den bisherigen Zulassungstudien der Hersteller nicht gewährleistet.
Wir sind uns bewusst, dass durch die verkürzte Überprüfung der Impfstoffe und die Notzulassung eventuelle langfristige Risiken und Nebenwirkungen bislang nur sehr unzureichend untersucht werden konnten. Umso wichtiger ist es jetzt, umgehend mit einer breit angelegten, unabhängigen prospektiven Studie, die obengenannten Fragen wissenschaftlich zu klären.
Ein erweitertes Impfregister müßte aus unserer Sicht beinhalten
- alle möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen der Impfung, insbesondere Hinweise für autoimmunologische Reaktionen und Erkrankungen des Immunsystems
- alle Todesfälle in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung
- die Kontrolle der Antikörper und weitere Marker für die unspezifische und für die zellgebundene Immunität
- alle erneuten Infektionen mit Co-V2 und die Beurteilung der sterilen Immunität.
Mindeststandard wäre aus unserer Sicht ein Follow-up Protokoll für 10% der Geimpften über 18 Monate – organisiert über die Hausarzpraxen!
Wir halten ein erweitertes Impfregister auch deshalb für erforderlich, um der Verunsicherung eines Teils der Bevölkerung zu begegnen – und auch, um die behandelnden Ärzte zu sensibilisieren. Es muss sichergestellt werden, dass wirklich alle systemischen Impfreaktionen und schwerwiegenden Lokalreaktionen gemeldet werden. Das ist nach unserer Beobachtung nicht immer der Fall. Ein allseitiges Impfregister bietet eine Grundlage für die Optimierung der Impfstoffe in Bezug auf Nutzen und Verträglichkeit sowie die Beantwortung der Frage, welche Impfstoffe für welche Patientengruppen am geeignetsten sind.
An dieser Stelle möchte wir nochmals an die Forderung eines Corona-Folgenregisterserinnern – unter strengem Datenschutz. Das ermöglicht es, zu gesicherten Daten zu gelangen über die Zahl der Patienten mit Post-Covid- und Long-Covid-Syndrom, so das man nicht mehr wie bisher auf eine pauschale Abschätzung der „Genesenen“ angewiesen ist. Zur exakteren Diagnose dieser Erkrankungen müssen auch serologische PCR-Tests entwickelt werden.
Leider war das Krisenmanagement der Regierung sowohl in den Fragen der Impfstrategie, der breiten Massentestung wie auch der Beschlüsse der MPK vom 3.3. wieder einmal sehr kritikwürdig und widersprüchlich. Anstelle des „Navigierens auf Sicht“ – eine unwissenschaftliche Methode – müssen wissenschaftliche Daten erhoben, verallgemeinert, prognostisch bewertet und laufend publiziert werden. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist bereit , einen durchdachten und konsequenten Weg der massenhaften Impfungen und eines konsequenten Gesundheitsschutzes mitzutragen.
Mit freundlichen und kollegialen Grüßen
i.A. Günther Bittel