Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis Infomail zur Corona-Krise 25.10.20
Liebe Kollegen/innen und Freunde,
Eben erreichte uns die Antwort des Robert-Koch-Instituts zu unserem Offenen Brief (s.a. Anlage). Es ist bemerkenswert, dass das RKI darin die Berechtigung unserer Kritik und unserer Forderungen anerkennt – auch wenn bislang nur völlig unzureichende Konsequenzen gezogen werden. Dafür ist weiterer gesellschaftlicher Druck erforderlich und dafür muss auch das politische Gewicht unserer Mediziner- Plattform weiter gestärkt werden.
Wir stehen am Beginn einer zweiten Welle der Pandemie, deren Tragweite und Konsequenzen gegenwärtig noch nicht abzuschätzen ist. Europa ist zu einem Epizentrum einer unkontrollierten Ausbreitung geworden. Das bisherige Krisenmanagement ist selbst in eine Krise geraten und wird zunehmend zum Gegenstand einer öffentlichen Kontroverse. Das Buch „Covid 19 – neuartig, gefährlich – besiegbar“ erweist sich als eine nützliche Orientierung, alle wesentlichen Aussagen haben sich bestätigt.
Eine Reihe von neuen medizinischen und gesellschaftlichen Fragen brechen mit der zweiten Welle der Pandemie neu auf. Wir möchten diese in der nächsten Infomail gründlicher behandeln. Auf Eure/Ihre Hinweise, Fragen, Berichte und Meinungen dazu sind wir gespannt
Bleibt bzw. bleiben Sie gesund, herzliche und kollegiale Grüße!
Ihr Günther Bittel, Willi Mast und Günter Wagner
Sehr geehrter Herr Dr. Bittel, sehr geehrter Herr Dr. Mast, sehr geehrter Herr Wagner,
vielen herzlichen Dank für Ihre Schreiben und Ihre Anregungen, die wir am RKI diskutiert haben.
Die Detailtiefe der im Meldesystem erfassten Daten ist nur begrenzt und Informationen wie z.B. zu den Spätfolgen sind hierin nicht erfassbar. Das RKI ist aber an verschiedenen Studie beteiligt. Im Rahmen der LEOSS Studie (https://leoss.net/) werden z.B. klinische Daten zu COVID-19 Patienten erfasst. Ein weiteres Projekt (COVIM), bei dem das RKI als Partner mitwirkt, beschäftigt sich mit der Immunität. Darüber hinaus wird vom RKI an einem Fragebogen für die Nachbeobachtung von Teilnehmenden der Seroprävalenzstudien (Corona Monitoring lokal und bundesweit) zu möglichen gesundheitlichen Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen gearbeitet. Dieser Fragebogen wird gerade mit externen Partnern überarbeitet und abgestimmt, damit Evidenz zu Langzeitfolgen aus unterschiedlichen Studien zukünftig zusammengeführt werden kann.
Ferner gibt es weitere Wissenschaftler, die Studien durchführen. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein leitet bspw. das COVIDOM-Projekt zu Spätfolgen von Corona, welches das RKI bei der Antragsstellung sehr begrüßt hat. Die genaue Beteiligung des RKI an der Studie wird gerade geklärt.
Ihren Kritikpunkt zu dem Begriff „Genesene“ können wir sehr gut nachvollziehen. Wir haben uns im Krisenstab entschieden, zukünftig von „überstandene aktive Infektion“ zu sprechen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Ulrike Grote
Lagezentrum COVID-19
Robert Koch-Institut
Seestr. 10
13353 Berlin
E-Mail: nCoV-Lage@rki.de Internet: www.rki.de Twitter: @rki_de