04.10.20 Infomail zur Corona-Krise
Liebe MitstreiterInnen und InteressentInnen unserer Infomail,
seit unserer letzten Info-Mail wurde weltweit die traurige Zahl von 1 Million verstorbenen Covid-19-Erkrankten überschritten. Wir trauern mit den Hinterbliebenen und klagen das in den Ländern mit faschistischen und faschistoiden Regierungen besonders dramatisch gescheiterte Krisenmanagement bzw. Bagatellisierung der Erkrankung an. Weltweit sehen wir weiterhin eine unkontollierte Entwicklung mit steigenden Infektionszahlen und einer wahrscheinlich immer noch sehr hohen Dunkelziffer. Der Protest gegen reaktionäre Regierungen entwickelt sich weltweit und führte in Israel zu einer offenen politischen Krise.
Angesichts steigender Infektionszahlen auch in Deutschland fand am 29. September eine Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder statt. Gemessen an der eher geringen Anzahl schwerer Verläufe, noch ausreichender Anzahl freier Intensivbetten und niedriger Sterberate erscheinen die ansteigenden Infektionen in Deutschland noch beherrschbar. Zu denken gibt jedoch der Blick auf andere europäische Länder wie Spanien, die bereits voll von einer zweiten Welle erfasst sind und wo bereits wieder der Kollaps des Gesundheitswesens eintritt. Wir wissen nicht, welche Dynamik die Pandemie in der kälteren Jahreszeit entwickelt, auch mit dem Zusammentreffen mit Erkältungskrankheiten und Influenza. Vor allem kann man bis heute noch sehr schlecht einschätzen, wie häufig die Folgeschäden der Infektion sind und wie häufig das Virus ein eingeschränktes Immunsystem hinterläßt. Wir müssen hier bisher von einer Quote von 10 Prozent oder mehr ausgehen.
Es ist ein grobes Versäumnis des RKI, dass es bislang nichts Wesentliches zur Klärung dieser Fragen beigetragen hat, was zu unnötiger Verunsicherung in der Bevölkerung führt und letztendlich auch noch die „Querdenker“-Proteste munitioniert. Wir werden unsere diesbezüglichen Forderung jetzt in einem Offenen Brief an das RKI herantragen. Vielen Dank für Eure/Ihre Rückmeldungen zum Vorschlag in der letzten Info-mail, wir haben diese Rückmeldungen berücksichtigt. Der Entwurf ist jetzt im Anhang, wir bitten um Änderungsvorschläge bzw. Zustimmung bis 9.10.20.
Die Maßnahmen, die von der Runde am 29.9. beschlossen wurden, stellen den Versuch dar, eine unkontrollierte Entwicklung zu verhindern bzw. abzubremsen. Wie gut das funktionieren wird, wollen wir nicht einfach abwarten, sondern den Kampf um Gesundheitsschutz, für demokratische Rechte und internationale Solidarität weiter vorantreiben. Die erbärmlich niedrige Aufnahme von Geflüchteten bei vielen aufnahmebereiten Städten und Unterkünften ist weiterhin inakzeptabel und Anlass für geballten Protest! Wir bitten auch weiterhin um Spenden:
KontoNr. 6100 800 584
BLZ: 501 900 00 Frankfurter Volksbank
Kontoinhaber:Solidarität International eV
IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84
BIC: FFVB DEFF (Frankfurter Volksbank)
Stichwort Moria-Lesbos
Es ist richtig, das Verantwortungsgefühl der Bevölkerung herauszufordern, die AHA-Regeln weiter zu verankern und dem sachgerechten Lüften mehr Bedeutung zu geben. Es ist auch nicht pauschal abzulehnen, entsprechende Sanktionen für Leute einzuführen bzw. zu verschärfen, die sich absichtlich gegen die nötigen Gesundheitsschutzmaßnahmen stellen. Die Corona-App erweist sich bisher als eher wirkungslos und unzuverlässig.
Klar war bei dieser Regierungs-Runde die Ausrichtung, dass die Maßnahmen auf keinen Fall die „Wirtschaft“ beeinträchtigen dürfen. Vor allem aus diesem Grund soll eine Schließung der Schulen vermieden werden. Das ist unter entsprechendem Gesundheitsschutz und Ausstattung der Schulen ein grundsätzlich richtiges Ziel auch für die betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer. Absolut kritikwürdig ist jedoch, dass über Monate hinweg versäumt wurde, entsprechende Veränderungen an den Schulen und massive Neueinstellungen vorzunehmen sowie Vorbereitungen für die kalte Jahreszeit zu treffen. Hilfreich und zu fordern ist auch der Einbau von Luftreinigungs- und Filtersystemen mit UV-Licht, vor allem in Räumlichkeiten, die schlecht zu lüften sind.
Unsere Kritik in der letzten Info-mail an den teilweise verantwortungslos beschleunigten Impfstoff-Zulassungsstudien möchten wir ergänzen: Das arznei-telegramm 9/2020 berichtet darüber, wie unter dem politischen Druck der Trump-Regierung die Qualität und die Standards der US-Arzneimittelbehörde FDA abnehmen bzw. mißachtet werden. Ende August hat die FDA die Notfallzulassung von Remdesivir auf alle hospitalisierten Patienten ausgeweitet, unabhängig von der Schwere der Erkrankung – was angesichts der vorliegenden Wissenschaftsdaten nicht zu begründen ist – wie von Eric Topol, Chefredakteur des medizinischen Informationsdienstes Mescape kritisiert wird. In einem Offenen Brief warnte er bereits vor Monaten vor einer dramatischen Vertrauenskrise auf Grund von durch politischen Druck erzwungenen Entscheidungen ohne ausreichende wissenschaftliche Absicherung. Im März 2020 hatte die FDA eine Notfallzulassung für Hydroxchloroquin erlassen, trotz fehlender Nutzenbelege – nachdem Präsident Trump dieses Malariamittel als Wundermittel gegen Covid-19 propagiert hatte. 10 Wochen später mußte die Zulassung widerrufen werden.
Vor kurzem kündigte der FDA-Chef Hahn an, dass es abhängig von den Daten möglich sei, eine SARS-CoV-2-Vakzine bis zum 3. November (Tag der Präsidenten-Wahl!) zuzulassen, selbst wenn die Phase-III-Erprobung noch nicht abschlossen ist. Offensichtlich wird die Zulassungsbehörde so zum Spielball der reaktionären Politik des nun pikanterweise selbst an Covid-19 erkrankente Präsidenten Donald Trump.
Fragen stellen sich auch nach der Studienunterbrechung des AstraZenica-Impfstoffs auf Grund zweier sonst extrem seltener Rückenmarkserkrankungen (transverse Myelitis) bei Studienteilnehmer. Der erste Fall war bereits im Juli 2020 aufgetreten. Auf die Gefahr einer durch Antikörper ausgelösten überschießenden Immunreaktion („antibody-dependent-enhancement“, ADE) bei Corona-Impfstoffen haben wir bereits in einer früheren Infomail hingewiesen. Dieser Standpunkt wird jetzt vom Bonner Virologen Professor Hendrick Streeck untermauert (https://www.doccheck.com/de/detail/articles/29267-corona-herbst-das-sagt-streeck?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=DocCheck-News_2020-09-08&utm_content=asset&utm_term=article&sc_src=email_547921&sc_lid=33254819&sc_uid=rdmhHYM2Ej&sc_llid=77250&sc_customer=520441e5533e7c226b107f1bd7b5f410 ).
Die Impfstoffhersteller stehen unter einem extremen Druck. So hatte Astra angekündigt im September bzw. Okt. bereits 30 Mio. Dosierungen an Großbritannien und 300 Mio. Dosen in die USA zu liefern. Während die Erprobung noch läuft, wird bereits mit der großtechnischen Produktion begonnen. Eine überhastete Erprobung und Zulassung und mangelnde Transparenz führt dazu, das Vertrauen in künftige Impfstoffe zu untergraben, birgt auch unkalkulierbare Risiken.
Kurzmeldungen:
• Unter dem Motto „Patente töten“ haben BUKO Pharma-Kampagne und medico international (Deutschland), Outras Palavras (Brasilien) People‘s Health Movement und die Society for international Development eine Kampagne gestartet zur Aufhebung des Patentschutzes auf alle unentbehrlichen Medikamente.
• Propagandakrieg: Nachdem Donald Trump in seiner Video-Ansprache zur UN-Generaldebatte China erneut als angeblichen Verursacher der Pandemie attackiert hat, reagierte die chinesische Regierung empört: „Ich muss sagen: Genug ist genug!“, so der Botschafter Zhang Jun. Er verwies darauf, dass die USA die höchsten Coronavirusinfektioneszahlen und -todesopfer der Welt zu verzeichnen haben. „Wenn jemand zu Rechenschaft gezogen werden solte, sollten dies einige US-Politiker selbst sein“, so der Botschafter Zhang Jun. Er stellte die Frage, warum die USA als das Land mit den „höchstentwickelten medizinischen Technologien und Systeme in der Welt“ die höchsten Corona-Zahlen hätten (junge Welt 26.9.)
• Fallpauschalen und Klinikschließungen: Als Konsequenz aus der Corona-Pandemie wird die Forderung nach Abschaffung der Fallpauschalen im Krankenhaus lauter. Gleichzeitig wird bekannt, dass auf Grund der prekären finanziellen Situation zunehmend wieder Pläne zur Schließung von Kliniken oder Abteilungen aktuell werden, die mit der Corona-Krise zunächst wieder in der Schublade verschwunden waren. Allein in Essen stehen vier Kliniken bzw. Abteilungen zur Schließung an.
• Fatigue als Langzeitfolge bei jeden zweiten Patienten? Forscher um Dr. Liam Townsend vom Trinity College in Dublin fanden in einer Studie heraus, dass 52,3 % nach der Genesung noch für Wochen angeschlagen sind. Frauen waren häufiger betroffen, ein Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung war nicht erkennbar (abstract online 18.9.20)
• Europa-Hotspot Madrid: Die spanische Hauptstadt steuert erneut auf einen Corona-Alptraum zu: mit überfüllten Krankenhäusern, Notlazaretten. Zuletzt gabe es in 1 Woche 354 Infektionen pro 100 000 Einwohner, in den südlichen Stadtteilen, wo viele Geringverdiener und Migranten wohnen, waren es 600. Dort wurden 37 Arbeiter-Wohnbezirke inzwischen zum Sperrgebiet erklärt und abgeriegelt. Rund 850 000 Menschen sind betroffen. Nahezu 4000 Menschen liegen mit schwerer Covid-19-Erkrankung in Madrids Hospitälern, es droht ein neuer Kollaps. (Ärztezeitung 25.9.20). Es bestätigt sich erneut die Erkenntnis, dass die Zahl der Infektionen und die Schwere des Verlaufs stark von sozialen Bedingungen und auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung abhängig sind.
• Verursacht CoV-2 eine Myokarditis? Die Mechanismen, wie Co V-2 das Herzmuskelgewebe schädigt, wird jetzt von Tübinger Herzforschern untersucht. Das Forschungsprojekt „SARS-CoV-2: ein neues kadiotropes Virus mit Myocarditispotential“ soll auch Aufschluss darüber geben, wie man langfristige Schäden durch frühzeitige Therapie vermeiden kann (Carido news 25.9.20)
• Covid-19-bedingte Todesursache: Die Experten von drei Pathologenverbanäden sind sich inzwischen einig: ein Großteil (82%) der obduzierten Covid-19-Patienten ist an den direkten Folgen der Erkankung gesotrben, Komorbiditäten spielten eine eher untergeordnete Rolle. Diese Stellungnahme widerspricht der Unterstellung verschiedener „Corona-Leugner“, die meisten der Corona-Toten seien Opfer ihrer Begleitkrankheiten geworde (s.a. Med. Tribune 18.9. 20). Autopsien an Covid-19-opfern zeigen, dass bei ca. jedem Dritten das Virus im Gehirn nachzuweisen ist. Wahrscheinlich dringt CoV-2 über die neuromucosale Schicht ins ZNS ein, über NRP1-positive Zellen im Riechepithel, im Riechkolben sowie in den Endothelzellen der Gefäße.
• CODID-19-Spätfolge bei Kindern (MSI-C): Britische Forscher haben im April 2020 erstmals über ein Cluster von 8 Kindern berichtet, bei denen bei abnehmender Viruslast und bereits vorhandener Antikörperreaktion ein kardiovaskulärer Schock und Fieber im Rahmen einer allgemeinen Entzündungsreaktion auftraten. Dieses Krankheitsbild wurde inzwichen mehrfach beschrieben und als Multisystemic Inflammatory Syndrome in Children (MSI-C) benannt. Therapeutisch wurden i.v. Gamma-Globuline, Glucokorticoide und IL-6-Inhibitoren eingesetzt (Feldstein et al., Nengl J Med. 2020, 383)
• Berliner Forscher der Charité und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen haben nach eigenen Angaben „hochwirksame“ Antikörper gegen das Coronavirus entdeckt. Sie verfolgen nun die Entwicklung einer passiven Impfung. Dann könnten Antikörper verabreicht werden, um sofortigen Schutz zu bieten – präventiv oder sogar bei bereits Erkrankten.(https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88631134/berliner-forscher-melden-hochwirksame-antikoerper-gegen-corona-entdeckt.html).
• Aus einem Interview mit dem Immunologen Professor Andreas Radbruch zur „Bradykinin-Hypothese“ und „Bradykinin-Sturm“ als Todesursache bei Covid-19: „Ich finde, das kann man nicht als Sturm bezeichnen. Ich sehe das eher als eine Reflexion der andauernden Krankheit, die sich über Wochen und Monate hinziehen kann. Die Patienten sind leider teilweise sehr lange auf der Intensivstation. Das zeigt für mich, dass dort eine schwere Entzündung im Gange ist. Ob das Coronavirus konstant die Zellen dazu bringt, Bradykinin herzustellen, das ist vollkommene Spekulation.“ (https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88575844/immunologe-ueber-corona-das-virus-verschwindet-aber-die-entzuendung-geht-weiter-.html 19.9.2020)
• „Weltweit sind bisher 15 Fälle von Reinfektionen mit dem Coronavirus bekannt. Bei einigen Patienten verläuft Covid-19 beim zweiten Mal schwerer als bei ihrer ersten Erkrankung. Wissenschaftler rätseln unter anderem, was dies möglicherweise für kommende Impfstoffe bedeutet… Die durchschnittliche Zeit zwischen zwei Infektionen beträgt bei den 15 bekannten Fällen 59 Tage…. Einiges deutet darauf hin, dass die Infektiosität bei einer Reinfizierung steigt, wenn man davon ausgeht, dass Menschen mit schwereren Symptomen ansteckender sind. Bei vier Patienten fielen die Krankheitsverläufe deutlich schwerer als beim ersten Mal aus. Drei Patienten hatten erneut nur milde Symptome, allerdings intensiver als bei der ersten Erkrankung. Zwei asymptomatische Infizierte zeigten zwar auch nach ihrer zweiten Ansteckung keine Symptome, hatten allerdings eine höhere Viruslast, was ebenfalls auf eine erhöhte Infektiosität hinweisen könnte….
• …. Auch das könnte sich negativ auf die Impfstoffentwicklung auswirken. Denn wenn die Symptome bei einer zweiten Covid-19-Infektion schwerwiegender seien, könnte das Immunsystem die Dinge verschlimmern, sagte die Immunologin Gabrielle Belz von der University of Queensland dem Magazin „Nature“. Beispielsweise könne die Immunreaktion bei einem schweren Verlauf aus dem Ruder laufen und gesundes Gewebe schädigen. Menschen, die dies während einer ersten Infektion erlebt hätten, hätten möglicherweise Immunzellen, die darauf vorbereitet sind, beim zweiten Mal wieder unverhältnismäßig stark zu reagieren, so Belz.“ (https://www.n-tv.de/wissen/Covid-19-Reinfektionen-geben-Raetsel-auf-article22058356.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE )
P.S. Vielen Dank für die ermutigenden Reaktionen auf unser neu erschienenes Buch „Covid-19 – neuartig, gefährlich – besiegbar“. Auf Grund der hohen Nachfrage arbeiten wir bereits an einer Neuauflage. Im nächsten Infomail werden wir auf einige Fragen und Anregungen näher eingehen.
Herzliche Grüße für heute
Günther Bittel Willi Mast Günter Wagner
Entwurf für den offenen Brief an das RKI
Dr. med. Günther Bittel . Dr. med. Willi Mast . Günter Wagner
An das Robert Koch-Institut
Nordufer 20
13353 Berlin
betr.: Qualität der vom RKI veröffentlichten Statistiken und dringender Verbesserungsbedarf
Sehr geehrter Herr Professor Wieler, sehr geehrte Damen und Herren, wir schreiben Ihnen diesen offenen Brief als Repräsentanten der Medizinerplattform im Internationalistischen Bündnis. Von Ihrer Behörde werden sicher eine Fülle von nützlichen Daten erhoben und zur Verfügung gestellt. Mit der Einführung des Corona-Dashboard und der Bezugnahme der Entwicklung auch auf je 100000 Einwohner sowie der Erfassung der wöchentlichen PCR-Tests ist ein Bemühen erkennbar, die Entwicklung differenzierter zu erfassen.
Dennoch haben wir unverändert Kritik am Gesamt-Niveau der Erfassung.
Als zentralen Kritikpunkt möchten wir hier die Schätzung der „Genesenen“ anführen, was allein von der Methodik her nicht geht. Sie ziehen einfach die Verstorbenen nach einer gewissen Zeit von der Zahl der Infizierten ab und betrachten den Rest als „genesen“. Die Wirklichkeit ist aber eine andere! Dass die WHO genauso auf Hellseher-Niveau vorgeht, macht die Sache nicht besser.
Die Zahl der chronischen Verläufe liegt nach den bisherigen Publikationen und auch unseren eigenen Erfahrungen bei 10 Prozent oder höher! Mit großer Sorge sehen wir schwere bleibende Folgeschäden an Lunge, Herz, Zentralnervensystem, peripherem Nervensystem und dem Gefäßsystem. Auf Grundlage der Covid-19-Endothelitis müssen wir von einer relevanten Zahl von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Lungenembolien ausgehen, auch bei Patienten, die vorher gar nicht auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Durch den Befall der T-Zellen gibt es offensichtlich auch immunologische Spätschäden bis hin zu einem schwereren Verlauf bei einer Zweit-Infektion.
Wir fordern deswegen dringlich und unter strikter Wahrung des Persönlichkeits- und Datenschutzes ein zentrales Melderegister zu chronischen Folgen und Spät-Mortalität nach Covid-19-Infektionen.
Prinzipiell sollte auch bei allen an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie erkrankten oder verstorbenen Patienten auf SARS-CoV-2 getestet werden (Bronchialsekret, Antikörper, eventuelle Gewebsproben). Bei den akut Erkrankten muss die Schwere und Dauer der akuten Symptome, Behandlung und Komplikationen erfasst und dokumentiert werden. Die Meldung sollte anonymisiert und verpflichtend über die Hausärzte bzw. bei tödlichem Verlauf stationärer Patienten von der behandelnden Klinik erfolgen und (angemessen für den Zeitaufwand) extrabudgetär vergütet werden.
Weiterhin sollten Zweitinfektionen mit SARS-CoV-2 verbindlich durch eine entsprechende Codierung als solche gekennzeichnet werden und zentral bei Ihnen erfasst und gelistet werden.
Das Gleiche gilt für das Ergebnis von Antikörpertests. Auch hier sollte differenziert werden:
- Antikörper-Test und PCR positiv
- Antikörper-Test negativ, PCR positiv
- Antikörper-Test positiv, PCR negativ
Hier wie bei den PCR-Untersuchungen muss das Ergebnis einen klaren statistischen Bezug enthalten auf die Anzahl der durchgeführten Untersuchungen und nach den verschiedenen Anlässen differenziert werden (klinischer Verdachtsfall, Kontaktpersonen-Test, Reiserückkehrer, Berufsgruppen-Reihenuntersuchung, epidemiologische Untersuchung für Studien).
Bei SARS-CoV-2 positiv getesteten Personen sollten unabhängig von der Schwere der Akutphase Nachbeobachtungen durchgeführt werden, die Beschwerden, klinische Befunde und Entwicklung von Laborwerten (Antikörper, D-Dimer, CRP, Großes Blutbild, Lymphozyten-Differenzierung …) erfassen. Hier müsste zumindest eine repräsentative multizentrische Großstudie organisiert werden!
Notwendig sind weiterhin:
Bei akut Erkrankten: exakte Erfassung der Dauer des positiven PCR und des Nachweises vermehrungsfähiger Viren als Großstudie.
Ebenso bei symptomlosen Personen mit positivem PCR Großstudie über den Nachweis bzw. Nichtnachweis vermehrungsfähiger Viren über einen ausreichenden Zeitraum.
Das würde es ermöglichen, dringende Fragen über die wirkliche Häufigkeit der Infektion, der Infektiosität und der Ansteckungswege, Mortalität und Letalität und der Langzeitfolgen immer besser zu erfassen. Für Behandlungs-Strategien wie für die Erfassung der Wirkung und Nebenwirkung der demnächst eventuell durchgeführten Impfungen wäre das von grösster Bedeutung!
Wir sehen Ihrer Rückäußerung entgegen und haben Ihnen auch unser Buch „Covid-19 – neuartig – gefährlich – besiegbar“ beigelegt.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Günther Bittel – Willi Mast – Günter Wagner