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Internationalistisches Bündnis

Info-mail zur Corona-Krise

16.06.2021

Liebe Freunde und Mitstreiter/innen,

Die erfreuliche Rückgang der Inzidenzzahlen in Deutschland und Europa lässt uns etwas aufatmen. Wir sollten uns dennoch nicht von einer gewissen „Lockerungs-Euphorie“ und Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie anstecken lassen, denn

  • die Inzidenzwerte liegen immer noch ca. 10-fach über den Werten nach der ersten Welle vor einem Jahr
  • in einigen Ländern wie in Groß-Britannien kommt es trotz der Impfkampagne – durch neue Virus-Vaianten bedingt – bereits wieder zu einem Anstieg der Neuinfektionen mit schwereren Verläufen (nach den Meldungen aus GB verbreitet sich dort die neue Delta-Mutante schnell). Die Delta-Mutation ist auch in Deutschland „angekommen“.
  • die Gesellschaft hat – durch den inkonsequenten sechsmonatigen „Soft-lock-down“ bedingt – einen hohen Preis bezahlt, insbesondere die Kinder und Jugendlichen, was noch längere Zeit nachwirken wird
  • in vielen armen Ländern wütet die Pandemie noch unvermindert – auf Grund von Desinformation, einer unverantwortlichen Corona-Politik und fehlender Impfstoffe.
  • Und ein Ende der Pandemie ist angesichts des kurzsichtigen und zynischen „Impfstoff-Imperialismus“ führender Industrieländer nicht in Sicht.
  • Die AHA-Regeln einhalten und in Kontakt-Situationen Masken tragen ist weiterhin nötig (mindestens FFP 2 oder FFP 3) .

Umso mehr gilt es in der Diskussion deutlich zu machen, was sich grundsätzlich ändern muss in der Corona-Politik, der Wirtschafts-, Sozial-, Klima- und Gesundheitspolitik, damit die Pandemie besiegt werden kann. Steht der Mensch und die Einheit von Mensch und Natur in einer nachhaltigen Politik im Mittelpunkt? Oder geht es weiterhin um Durchsetzung von Profit- und Machtinteressen, um jeden Preis? Der aktuelle Übergang in einen neuen „kalten Krieg“, die Schwerpunktsetzung auf Militarisierung und Kriegsvorbereitung, die neue Ausrichtung der Bundeswehr auf „militärische Großkonflikte“, die Blockierung von drängenden Maßnahmen zum Klimaschutz – all das zeigt: Es ist höchste Zeit, eine breite weltweite Bewegung gegen die imperialistische Politik, gegen die Rechtsentwicklung von Regierungen, gegen Faschismus und Krieg aufzubauen und den Widerstand zu stärken.

Mit der Ende Mai erfolgten Zulassung des Biontech-Impfstoffs Comirnaty für Kinder und Jugendliche im Alter von 12-15 Jahren durch die europäische Arzneimittelbehörde und der vollmundigen Ankündigung einer entsprechenden Impfkampagne durch Jens Spahn hat sich in den letzten Wochen eine Kontroverse in der Öffentlichkeit entwickelt, die unter verschiedenen Aspekten kritisch zu bewerten ist:

  1. Generell sind Impfungen ein unverzichtbarer, aber nicht ausreichender Bestandteil im Kampf gegen Covid 19, gerade auch angesichts neuer und gefährlicher Virus-Mutationen.
  2. In Deutschland steht noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. Für eine generelle Impfung von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahre steht auf absehbare Zeit gar kein Impfstoff zur Verfügung, bereits jetzt herrscht Impfstoffknappheit bei älteren und wesentlich stärker durch schwere Covid-Erkrankungen gefährdete Personengruppen. Dieses gegenseitige Ausspielen von verschiedenen Generationen und Betroffenen-Gruppen soll vom Impfstoff-Chaos der Regierung und dem internationalen Versagen des kapitalistischen Krisenmanagements ablenken. Krumme Geschäfte mit untauglichen Schutzmasken, Schmiergelder, Abzocke für nicht durchgeführte Tests etc. sprechen hier Bände. Durch Verunreinigungen bei der Impfstoff-Produktion des Johnson&Johnson-Impfstoffs müssen 65 Millionen Impfdosen vernichtet werden. Dieser Impfstoff selbst gerät auch wegen des Verdachts erhöhter Nebenwirkungen ins Visier, regional unterschiedlich darf er teilweise nur noch an über 60-jährige verimpft werden. Hier muss zügig für Klarheit gesorgt werden, anstatt das Problem auf die impfenden Ärztinnen und Ärzte abzuwälzen!
  3. Die Zulassung des Biontec-Impfstoffs für 12-15jährige in den USA und Kanada, die auch die EMA zugrundelegte, beruht auf einer Studie mit je ca. 1300 Teilnehmern in der Verum- wie in der Placebo-Gruppe. Der Impfstoff zeigt auch in dieser Altersgruppe eine gute Wirksamkeit und insgesamt auch sehr gute Verträglichkeit, Nebenwirkungen traten im Vergleich zu älteren Personengruppen etwas häufiger auf. Langzeitrisiken z.B. auf das Immunsystem können verständlicherweise damit nicht ausgeschlossen werden. Die STIKO empfiehlt aktuell – ebenso wie der Fachverband der Kinder- und Jugendärzte, eine Impfung nur bei Kindern mit ernsthaften Vorerkrankungen oder wenn sie Kontaktpersonen für Risikopatienten sind, die selbst nicht geimpft werden können. Auch bei Impfwunsch von Jugendlichen und Eltern sei die Impfung nach gründlicher Aufklärung zulässig. Die STIKO gibt aber (noch) keine generelle Impfung. In einem kritischen Kommentar setzt sich das Dt. Ärzteblatt 22/2021 mit Gesundheitsminister J. Spahn auseinander, der angekündigt hat, sich über die Empfehlungen der STIKO hinwegzusetzen.
  4. Auch in dieser Publikation wird argumentiert, dass angesichts der relativ geringen Zahl von Kindern mit ernsthaften und schweren Covid-Infektion der Nutzen und die Risiken einer Impfung abgewogen werden müsse gegen den zu erwartenden positiven Effekt auf die Eindämmung der Pandemie. Bislang sind in 178 Zentren deutschlandweit 1600 Kinder erfaßt, die wegen Covid 19 hospitalisiert wurden. 5 % davon mußten intensivmedizinisch versorgt werden. Langzeitfolgen treten in 6-10 % der seltenen Fälle mit einem „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrom“ (PIMS) auf, das vor allem bei Schulkindern im Alter von 7-15 Jahren auftreten kann lt. Prof. Knuf (Dt. Gesellschaft für Pädiatrische Infektologie, lt. Ärztezeitung 11.6.21). Es wird auch über eine wachsende Zahl von Jugendlichen mit Post-Covid/Long-Covid-Symptomatik berichtet, ohne dass hier vom PEI oder RKI exakte Daten erhoben werden, was wir prinzipiell kritisieren!
  5. Generell darf diese Frage nicht nur unter dem Blickwinkel des individuellen Nutzens im Einzelfall gesehen werden, sondern muss ausgehend von der gesamtgesellschaftlichen Aufgabenstellung eines optimalen Gesundheitsschutzes für alle betrachtet werden. In zahlreichen bevölkerungsreichen Ländern mit verbreiteter Armut stellen Kinder und Jugendliche den Großteil der Bevölkerung!

Unter den Herausgebern dieser Infomail haben wir noch keinen einheitlichen Standpunkt zu dieser Frage. Gestützt auf weitere Beiträge und neuere Erkenntnis werden wir in der nächsten Rundmail auf diese Frage zurückkommen und freuen uns auf Standpunkte und Meinungen sowie wissenschaftliche Hinweise und Argumente aus dem Kreis der Leser und Mitstreiter.

Laut WHO-Meldung vom 10.6. sind aktuell 93 Impfstoffe weltweit in der klinischen Testung, 184 in präklinischer Entwicklung, 14 Impfstoffe sind zugelassen. Eine chinesische Studie untersucht zur Zeit die Wirkung eines nasalen Impfstoffs. Bei positivem Ergebnis wäre das sicher ein Lichtblick, insbesondere auch für ärmere Länder.

Und ebenfalls hoch spannend: Eine in Australien heimische Pflanze, Nicotiana benthamiana, stellt aus durch Bakterien überlieferten Genen das Spikeprotein des Coronavirus SARS-CoV-2 her. Der Impfstoff CoVLP wird schließlich aus den Blättern der Pflanze extrahiert. In einer Phase-1-Studie in Kanada wurde nun geprüft, ob dieser Vakzin-Kandidat wirksam und sicher ist. Eine erste Zwischenanalyse zeigte gute Verträglichkeit und, kombiniert mit einem Adjuvans, gute Bildung neutralisierender Antikörper gegen das neue Coronavirus. https://www.nature.com/articles/s41591-021-01370-1

Angesichts der weltweiten Konkurrenz erscheinen vergleichende repräsentative Studien über die Wirksamkeit, die Nebenwirkungen und auch Langzeitrisiken der Impfstoffe unverzichtbar, wie unsere Mediziner-Plattform vor drei Monaten in einem Schreiben an das RKI gefordert hatte.

Eine interessante Diskussion entwickelte sich über die positivistische Methode von Prof. Schrappe und Corona-Skeptikern wie Wodarg u.a. Die Kritik entzündete sich an einem Artikel auf „Nachdenkseiten“, der zwar berechtigt auf zweifelhaft Zahlen über Intensivbetten in Deutschland und die Belegung mit Covid-Patienten hinweist, aber die Gefahr einer Überlastung von Intensivstationen des Gesundheitssystems glattweg infrage stellt. Es könnte fast eine Einladung zu einem weiteren massiven Bettenabbau sein, so wie er in einer Studie der Bertelsmannstiftung gefordert wird.

Wilfried Deiss schreibt: „Wodarg habe ich am Beginn der Pandemie auch gelesen, weil ich immmer auch die Gegenposition zu betrachten versuche. Wenn er nach einigen Wochen oder Monaten die Größe gehabt hätte, seine Fehleinschätzung einzugestehen, dann alle Achtung. Es ist eben KEINE Grippe. Hat er aber nicht. Seitdem ist er bei mir unten durch und die Lieblingsreferenz der Verschwörungstheoretiker. Auch intelligente Menschen gehören dazu, die sind oft besonders gut darin, die passenden Informationen zu selektieren.

Zum Zitat mit den Intensivstationen: Ja es ging gerade noch so. Aber sprich mal mit denen, die das geleistet haben. Demnächst kommt der „Pflexit“. 30 % der Pflegekräfte wollen demnächst aufhören, die haben noch durchgehalten, weil sie ihre KollegInnen nicht im Stich lassen wollen.

Intensivstationen waren zu keinem Zeitpunkt überlastet“: Aber doch nur, weil wir AHA und Lockdown hatten. Das Präventions-Paradoxon müßte doch inzwischen jeder kennen. Viellicht sollten sich die 87 000 Toten mal zur Beruhigung das Youtube-Video ansehen. 87 000 Tote, das sind 20 mal mehr als die Toten im Straßenverkehr pro Jahr. Apropos Straßenverkehr: Wir sollten den TÜV abschaffen. Die Autos sind doch alle technisch in Ordnung….“

In einem Brief schreibt Willi Mast: Das Problem an Schrappe und an dem Artikel ist die positivistische Methode, mit der hier gearbeitet wird. Zurecht werden Unstimmigkeiten und die Desinformation der offiziellen Stellen kritisiert. Aber die Kritik ist oberflächlich, sie verzichtet darauf, diese Einzelaspekte in eine allseitige Analyse der Krankheit, der Pandemie und in den gesellschaftspolitischen Gesamtzusammenhang einzuordnen, um richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Wir haben uns in einem der früheren Info-mails mit der Methode Schrappes befaßt. Er ist ein entschiedener Vertreter der „evidence-based medicine“. Danach kann man beliebige „evidente Tatsachen“ als Grundlage von pragmatischen Entscheidungen nehmen und gar nicht mehr den Anspruch verfolgen, ausgehend von einem Gesamtverständnis medizinische und gesundheitspolitische Entscheidungen zu treffen. Mit dieser Methode können die Herrschenden ihrer Politik immer einen schein-wissenschaftlichen Anspruch geben.

Im konkreten ist das oftmals durchaus berechtigt, bei komplexen Problemen wie der Corona-Krise allerdings tödlich: Man wartet erstmal ab, ob sich die Pandemie überhaupt in Europa ausbreitet, ob sie überhaupt so gefährlich ist, man läßt sich Zeit mit der Anschaffung von Schutzkleidung, wartet ab, ob es überhaupt zweite und dritte Welle gibt und folgt dann ganz pragmatisch den Vorgaben der Unternehmerverbände… Blindes „Fahren auf Sicht“, das entspricht genau der Coronapolitik der Regierung.

Die Methode wird auch von der „linken Kritik“ der „Nachdenkseiten“ angewendet. Es entsteht der Eindruck „ist alles nicht so schlimm“. Impfungen sind viel zu gefährlich. Alles ist nur ein Vorwand der Regierung, um die Demokratie auszuhebeln… Die Erfahrungen in den Ländern, die auf konsequenten Gesundheitsschutz etc. verzichtet haben wie Indien, Brasilien etc. werden ausgeblendet… Ebenso die Frage, was in der BRD passiert wäre, wenn man auf Gesundheitsschutz verzichtet hätte, oder sich nur auf den Schutz von Älteren beschränkt hätte, wie dies von Schrappe vorgeschlagen wurde. Damit sind auch die Übergänge zu Querdenkern aller Couleur fließend.

Das ganze zeigt, wie wichtig es ist, in der Coronakrise sich auch weltanschaulich mit solchen Strömungen zu befassen. Hilfreich in dieser Diskussion finde ich das neu erschienenen Band von S. Engel „Die Krise der bürgerlichen Ideologieund des Antikommunismus. ….“

Im folgenden dokumentieren wir eine Rundmail der Zero-Covid-Bewegung:

Liebe Unterstützer:innen von #ZeroCovid,

mit den sinkenden Fallzahlen in Deutschland und dem Fortschritt des Impfprogramms möchten viele nur noch einen Schlussstrich unter das Thema Corona ziehen. Wenn wir die Pandemie jedoch wirklich so bald wie möglich beenden wollen, dürfen wir jetzt die derzeitigen Erfolge nicht verspielen, sondern müssen sie für eine langfristige Zero-Covid-Strategie nutzbar machen. Die überstürzte Aufhebung noch so einfacher Maßnahmen wie Testpflicht und Maskenpflicht, bietet der besonders ansteckenden, gefährlicheren und die Wirkung mancher Impfungen herabsetzenden Delta-Variante ein Einfallstor. Diese sorgt derzeit bereits in Großbritannien für einen Wiederanstieg der Infektionen. Die Wissenschaft ist sich einig, dass wir nicht darauf vertrauen können, dass Herdenimmunität durch Impfung allein die Pandemie beenden wird. Doch unterstützt durch die Impfungen haben wir gute Voraussetzungen, Land für Land und Region für Region das Virus zu unterdrücken und eine Rückkehr zu verhindern.

Erfolge für die Patentfreigabe

Dafür müssen wir auch die globale Perspektive mit einbeziehen: Während in der EU gestützt auf eine gute Versorgung mit Impfstoffen die Seuche derzeit eingedämmt wird, wütet sie in Lateinamerika schlimmer denn je. Angesichts immer neuer Varianten lässt sich die Pandemie auch in Europa langfristig nur beenden, wenn wir global gleich gute Voraussetzungen zur Pandemiebekämpfung schaffen. Eine wichtige Maßnahme hierzu ist die Aussetzung der Covid-19 Patente, für die sich am Mittwoch auch das EU-Parlament ausgesprochen hat. Wir danken allen, die sich während unserer heute endenden gemeinsamen Aktionswoche mit den Bündnissen „Make Them Sign!“ und „Solidarisch geht anders!“ an den Protesten für die Patentfreigabe beteiligt haben! Für die in der kommenden Woche beginnenden Verhandlungen über einen Resolutionstext in der Welthandelsorganisation gilt es jetzt, die EU-Kommission und allen voran die deutsche Bundesregierung zum Einlenken für die schnelle, umfassende Patentfreigabe zu bringen – nicht nur für Impfstoffe, sondern auch für Tests, Therapien, medizinische Geräte und Schutzausrüstung.

Impfstoffproduktion global ausbauen

Auch über die Patentfreigabe hinaus braucht es eine globale gemeinsame Anstrengung. Den mRNA-Impfstoffen (BioNTech, Moderna) könnte eine Schlüsselrolle zukommen: Sie sind hochwirksam, nebenwirkungsarm, schnell an Mutationen anpassbar und der einfache Produktionsprozess erlaubt die Nutzung von Kapazitäten, die für andere Impfstoffe nicht infrage kommen. Doch gerade für diese Impfstoffe werden bislang kaum Lizenzen an Hersteller in Schwellenländern vergeben. Das Impfprogramm COVAX, das eine gerechte Versorgung 92 ärmerer Länder gewährleisten soll, hat bislang weniger als 2 Mio. Dosen BioNTech-Impfstoff erhalten und ist trotz der Nebenwirkungen für junge Menschen allein auf den AstraZeneca-Impfstoff angewiesen.

Der Thinktank Public Citizen hat einen Produktionsplan vorgelegt und schätzt: Für weniger als 10 Mrd. $ könnten 8 Mrd. $ zusätzliche BioNTech-Impfdosen binnen eines Jahres hergestellt werden. Voraussetzung wäre ein schneller, gebündelter Technologietransfer: 19 Hersteller aus Afrika, Asien und Lateinamerika haben bereits ihr Interesse angemeldet, im Rahmen des von der Weltgesundheitsorganisation geforderten Technologietransferknotens, in die mRNA-Impfstoffproduktion mit einzusteigen. Von dem zusätzlichen Impfstoffangebot würde die ganze Welt profitieren! Eine besondere Verantwortung liegt hier bei Deutschland als Standort der Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac. ….

Auch wenn wir zentrale Aussagen von Zero-Covid unterstützen, sind folgende kritische Anmerkungen zu dieser Erklärung erforderlich:

„Die Wissenschaft ist sich einig“ – nein, ist sie eben nicht und es gibt auch nicht „die Wissenschaft“! Wissenschaft ist immer parteiisch, und gerade wenn sie das abstreitet, ergreift sie damit Partei für die herrschenden Strukturen. Morddrohungen gegen Wissenschaftler wie Christian Drosten sind genauso unerträglich wie Morddrohungen gegen Virologen, die für den Ursprung von SARS-CoV2 die Labortheorie favorisieren. Wir erleben momentan eine weltweite Verwirrung in wesentlichen Fragen, ob es nun um Therapieansätze, die Frage der Herkunft oder die Bewertung und Überblick über die zahlreichen Impfstoffe geht.

– Wesentliche notwendige Forschungen wie das Langzeitregister zu Krankheitsverläufen und Impfstoff-Wirkung und Nebenwirkungen im Langzeitverlauf werden immer noch nicht gemacht!

– Die „großzügige Spende“ von 500 Millionen Impfdosen der USA an ärmere Länder, die von den anderen G7-Staaten dann auf 1 Milliarde aufgestockt wurde, soll Druck aus der Frage des Patentrechts herausnehmen, reicht aber hinten und vorne nicht aus, beschert aber den führenden internationalen Pharma-Monopolen weiterhin ihre Maximalprofite auf Kosten der Steuerzahler und hält ihr Monopol aufrecht auf Kosten der Gesundheit von Millionen.

– Warum der Wissenschafts-Transfer nur bei mRNA-Impfstoffen erfolgen soll, bleibt schleierhaft, offensichtlich ist mit diesen ein „Geschäft auf Dauer“ geplant, von interessanten Alternativen wie den kubanischen Impfstoffen ist gar nicht mehr die Rede.

– die Hoffnung auf ein „Einlenken“ der EU-Kommission und der Bundesregierung beim Patentrecht bleibt ein frommer Wunsch, so lange nicht die notwendigen Kampfschritte dafür entwickelt werden, Damit die EU-Kommission und die Bundesregierung nicht mehr auf dem Patentrecht bestehen, braucht es sicher stärkeren gesellschaftlichen Druck, vonseiten antiimperialistischen Kräften weltweit und seitens der internationalen Arbeiterbewegung.

Kurzmeldungen:

  • Zahlreiche Kinder und Jugendliche haben auf Grund der Einschränkungen und des Lock-downs ernsthafte Schulprobleme, Depressionen, Angststörungen und andere psychische Probleme entwickelt. Für diese Kinder gibt es kaum Termine und Beratungsgespräche. Besonders betroffen von psychischen und Schulproblemen sind insbesondere Kinder aus ärmeren Familien, von Migranten und alleinerziehenden Familien. Michael Schmedt, stellv. Chefreakteur des Dt. Ärzteblatts: „Es ist längst Zeit für einen Kinder und Jugendgipfel“ (DÄB 22/2021)
  • Mit 5 Mio. € unterstützt A. Karliczek/Forschungsministerin Studien zu den Spätfolgen von Covid-Erkrankungen und sowie zur Entwicklung neuer Therapiekonzepte. Ihr zufolge leiden rund 350 000 Menschen, also etwa jeder Zehnte an verschiedenen Spätfolgen einer Covid-Infektion. Angesichts des enormen Bedarfs an Forschung über Covid-Therapien erscheinen die regierungsamtlichen Forschungsanstrengung völlig unzureichend. Trotz unzähliger internationaler Studien gibt es bis heute keine Empfehlungen des RKI zur individuellen Prävention und Frühtherapie und zu einer stadiengerechten Therapie.
  • Prof. Kluge weist in einer Auswertung von 120 stationären Covid-19-Patienten darauf hin, dass bei etwa jeden 10. Patienten die Dosis von 6 mg Dexamethason nicht ausreicht, um die Eskalation der Hyperinflammation zu verhindern, in diesen Fälle ist eine dreitägige Hochdosis-Stoßtherapie mit 150 (bis 250 mg) Methylprednisolon erfolgreich (Dt. Ärzteblatt Int 2021; 118: 1-7)
  • Neue Corona-Mutante in Vietnam: Eine neue Virus-Variante, die sowohl Eigenschaften der bisher bekannten britischen als auch der indischen Variante aufweist, ist in Vietnam aufgetaucht. Bislang ist Vietnam wegen seinen strikten Maßnahmen glimpflich durch die Pandemie gekommen. Vier Varianten wurden bisher von der WHO als besorgniserregend eingestuft: B.1.1.7 aus Großbritannien und Indien, zwei aus Südafrika B. 1.351 und P.1. aus Brasilien (WAZ 2.6.21)
  • Nach einem bislang noch nicht publizierten Bericht des israelischen Gesundheitsministeriums sind in Israel 62 Personen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff an Myokarditis erkrankt, davon 52 nach der zweiten Dosis. Überwiegend sind dies junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Die Melderate beträgt bei zweifach Geimpften 1/100000, bei bis zu 30-jährigen 1/20000. Das PEI dokumentiert bis zum 30.4. 16 Meldungen zu Myokarditis in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung (arzneimittel-telegramm 5/2021)
  • In der neuen Ausgabe der Zeitschrift Umwelt – Medizin – Gesellschaft 2-2021 S.47ff- weist der renommierte Umweltmediziner Dr. med. Kurt Müller auf verschiedene internationale Studien und zahlreiche Erfahrungen hin, die eine gute Wirksamkeit von Ivermectin in der Frühtherapie von Covid-19 erkennen lassen. Dieses Medikament hat sich in der Bekämpfung von Parasiten bewährt, ist preiswert und könnte insbesondere für ärmere Länder ohne Zugang zu Impfstoffen und Therapien Bedeutung haben. Es muss vor allem bereits in der Anfangsphase einer Covid-19-Erkrankung eingesetzt werden, vor allem bei Patienten, die zu Risikogruppen gehören, Wir werden im nächsten Info-mail darauf zurückkommen.
  • Kuba ist inzwischen dabei, einen dritten und vierten Impfstoff (Soberano 1,2,3 etc.) zu entwickeln. Kuba hat auch wichtige Beiträge zur Entwicklung einer Immuntherapie gegen Covid 19 geleistet, hat im Land trotz massiver Einschränkungen durch die US-Wirtschaftsblockade einen wirksamen Gesundheitsschutz aufgebaut und leistet mit medizinischen Delegationen eine vorbildliche internationale Hilfe, vor allem in Süd- und mittelamerikanischen Ländern. Angesichts dieser großen Verdienste ist es skandalös, dass das EU-Parlament am 9.6.21 mehrheitlich einen „Entschließungsantrag zu den Menschenrechten und der politischen Lage in Kuba“ angenommen hat, der von rechten und auch offen faschistischen Parteien – wie Vox (Spanien), Fratelli d‘Itaöia und HSP-AS (Kroatien) – eingebracht wurde. Bisher haben Vertreter der EU wie Jesep Berell das Abkommen von 2017 „über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der EU und Kuba“ noch verteidigt und Kritik an der US-Blockade geäußert. Diese zielt auch auf eine Verschärfung der gesundheitlichen Versorgungssituation ab-.

Wir freuen uns auf Eure/Ihre kritischen Rückmeldungen, Hinweise und Berichte

herzliche und solidarische Grüße

Ihre/Eure

Günther Bittel – Willi Mast – Günter Wagner

Von Medizinerplattform

Die Medizinerplattform gründete sich auf Initiative von Ärztinnen und Ärzten im InterBündnis Anfang März 2020 in unmittelbarer Reaktion auf die durch den Virus SARS-COV-2 ausgelöste Pandemie und erarbeitet schwerpunktmäßig politische Positionen in Fragen des Gesundheitswesens und des Infektionsschutzes auf wissenschaftlicher Grundlage.