Im Dezember 2019 überbrachte die Courage-Gruppe Gelsenkirchen der Lehrerin Eva Wannek eine Solidaritätserklärung. Sie hat sich mit ihren Schülern in der Bewegung Friday for Future engagiert und in Gladbeck eine gemeinsame Aktion vorbereitet und durchgeführt. Statt ihr für dieses Engagement zu danken, erhielt sie eine Einladung zu einem Dienstgespräch. Ihr wurde eine Abmahnung angedroht. Als zusätzliche Begründung musste eine Podiumsdiskussion herhalten, die sie bereits vor zwei Jahren mit ihren Schülern zur Bundestagswahl organisiert hatte. Dazuhatten sie bewusst keine Kandidaten der AfD eingeladen, dafür aber Kandidaten der DKP und der MLPD. „Das gehe gar nicht“ und auch ein weiteres Engagement bei FFF an der Schule wurde ihr untersagt.
Daraufhin schrieb unsere Courage-Gruppe: „Liebe Eva, wir Courage-Frauen stehen hinter Dir! … Wer eine Podiumsdiskussion organisiert, darf verdammt nochmal entscheiden, wen er einlädt und Du hast dich richtig entschieden. Du bist ja an der Anne-Frank-Schule – da hast du einen Auftrag. Das ist ein Kräftemessen, steh es durch. Die AfD bekommt viel zuviel Aufmerksamkeit und ständig im Fernsehen ein Podium. Du bist ein Vorbild, wie Lehrer es sein sollten. Vielen Dank! Du sollst die Eltern einbeziehen, denn Du hast einen Erziehungsauftrag. Du hast unsere ganze Unterstützung.“ (16 Courage-Frauen auf der Weihnachtsfeier, 13.12.2019)
Am 9.Januar 2020 stellte der AfD-Landtagsabgeordnete Seifen – selbst bis 2017 Schulleiter eines Gymnasiums in Gronau – eine Kleine Anfrage unter dem denunziatorischen Titel „Indoktrinationsfalle Klassenzimmer – wie die MLPD direkten Zugriff auf unsere Kinder hat!“ Darin hetzte er gegen Eva Wannek persönlich.Seine Behauptung stützte er auf die Gladbecker Lokalpresse, die Eva Wannek kurzer Hand zur „MLPD-Aktivistin“ kürte, nur weil sie bei FFF in Gladbeck jede/r TeilnehmerIn gleichberechtigt und demokratisch zu Wort kam, eben auch kapitalismuskritische Marxisten-Leninisten.
Mit ihrer klaren antifaschistischen Position erhielt sie inzwischen große Unterstützung aus dem Kollegium und ihrer Gewerkschaft GEW. Eva berichtete, dass 50 KollegInnen auf einer Mitgliederversammlung der GEW am 12. Februar 2020 einstimmig eine Solidaritätserklärung verabschiedeten. Darin heißt es u.a.: „Als Lehrerinnen und Lehrer in der Gewerkschaft GEW verteidigen wir das Recht auf Demonstration, Meinungsfreiheit und das Erlernen freier, kritisch überprüfender, selbständiger Meinungsbildung durch unsere SchülerInnen. Wir freuen uns, wenn junge Menschen sich gesellschaftlich engagieren – gerade wenn es um so grundlegende Zukunftsfragen wie bei FFF geht. Auch wenn wir unterschiedliche politische und weltanschauliche Auffassungen haben, sind wir uns einig in der Solidarität mit unserer Kollegin Eva Wanneck, die in Absprache mit ihrem Schulleiter die Schüler dabei unterstützte und befähigte, FFF-Demonstrationen vorzubereiten und durchzuführen. Auch das Recht der Eltern, zu entscheiden, ob ihre Kinder daran teilnehmen, verteidigen wir. Dass bei FFF Redner mit unterschiedlichen Auffassungen zu Wort kommen, ist bei einer so bunten und breiten Bewegung wie FFF selbstverständlich. Wir protestieren dagegen, dass der Landtagsabgeordnete der AfD, Herr Seifen, sich unter dem Deckmantel des Antikommunismus dafür stark macht, diese demokratischen Rechte SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und SchulleiterInnen zu untersagen, sie einzuschüchtern und die FFF-Bewegung zu zersetzen.“
Diese große Solidarität ist auch weiterhin geboten, angesichts neuer übler faschistischer Hetze gegenüber Eva Wannek. Das mahnt uns, noch mehr mit der Forderung nach Verbot aller faschistischer Organisationen und von faschistischer und rassistischer Propaganda in die Offensive zu gehen.
Carmen Dachner, Courage Gelsenkirchen, 20.3.2020
Anhang:
Solidaritätserklärung der GEW-Jahreshauptversammlung Gelsenkirchen/Gladbeck für die Kollegin Eva Wanneck gegen Angriffe der AfD
Als Lehrerinnen und Lehrer in der Gewerkschaft GEW verteidigen wir das Recht auf Demonstration, Meinungsfreiheit und das Erlernen freier, kritisch überprüfender, selbständiger Meinungsbildung durch unsere SchülerInnen. Wir freuen uns, wenn junge Menschen sich gesellschaftlich engagieren – gerade wenn es um so grundlegende Zukunftsfragen wie bei FFF geht. Auch wenn wir unterschiedliche politische und weltanschauliche Auffassungen haben, sind wir uns einig in der Solidarität mit unserer Kollegin Eva Wanneck, die in Absprache mit ihrem Schulleiter die Schüler dabei unterstützte und befähigte, FFF-Demonstrationen vorzubereiten und durchzuführen. Auch das Recht der Eltern, zu entscheiden, ob ihre Kinder daran teilnehmen, verteidigen wir. Dass bei FFF Redner mit unterschiedlichen Auffassungen zu Wort kommen, ist bei einer so bunten und breiten Bewegung wie FFF selbstverständlich. Wir protestieren dagegen, dass der Landtagsabgeordnete der AfD, Herr Seifen, sich unter dem Deckmantel des Antikommunismus dafür stark macht, diese demokratischen Rechte SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und SchulleiterInnen zu untersagen, sie einzuschüchtern und die FFF-Bewegung zu zersetzen.
Unser heutiger Versammlungsort in der Gelsenkirchner Synagoge bestärkt uns zusätzlich darin, aus unserer Geschichte zu lernen: nie wieder darf es dazu kommen, dass Menschen mit anderer Religion, Weltanschauung, politischer Auffassung oder Herkunft zum Schweigen gebracht werden. Deshalb solidarisieren wir uns mit unserer Kollegin Eva Wanneck und dem Schulleiter der Anne-Frank-Realschule Gladbeck, deren Name für uns Verpflichtung ist, den Anfängen zu wehren!
Einstimmig verabschiedet bei der JHV der GEW Gelsenkirchen-Gladbeck am 12.02.2020 (v. ca. 50 TeilnehmerInnen)